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Die ganze Kirche ist aufgerufen, der ganzen Welt das ganze Evangelium zu bringen

(autorisierte deutsche Fassung)

Die Teilnehmer am II. Internationalen Kongreß für Weltevangelisation vom 11. bis 20. Juli 1989 in Manila haben mit überwiegender Mehrheit dafür gestimmt, das hier in deutscher übersetzung vorliegende Dokument entgegenzunehmen. Weil das Mani- fest von Manila die Hauptanliegen der Teilnehmer wiedergibt, haben es die in Manila Versammelten „zum Studium und zum Beantworten“ sich selbst und anderen empfohlen. Darüber hinaus hat der Vorsitzende des Lausanner Komitees, Dr. Leighton Ford, solche Teilnehmer, die noch nicht die Lausanner Erklärung von 1974 unterzeichnet hatten, zu einer Unterzeichnung eingeladen. Das macht deutlich, daß das Manifest von Manila nicht die grund- legende Lausanner Erklärung ersetzen soll. Vielmehr will das Manifest von Manila die Anliegen der Lausanner Bewegung fortschreiben, verdeutlichen und aktualisieren.

INHALT
Einleitung
I. Wozu wir stehen (21 Bekräftigungen)

II. Das ganze Evangelium – die ganze Kirche – die ganze Welt

A. Das ganze Evangelium 1. Unser menschliches Dilemma 2. Gute Nachricht für heute 3. Die Einzigartigkeit Jesu Christi 4. Evangelium und Soziale Verantwortung

B. Die ganze Kirche 5. Gott, der Evangelist 6. Die menschlichen Zeugen 7. Die Integrität der Zeugen 8. Die örtliche Gemeinde 9. Zusammenarbeit in der Evangelisation

C. Die ganze Welt 10. Die moderne Welt 11. Die Herausforderung des Jahres 2000 und darüber hinaus 12. Schwierige Situationen

III.Verkündigt Christus, bis er wiederkommt.

Das Manifest von Manila
Einleitung

Im Juli 1974 fand der Internationale Kongreß für Weltevangelisation in Lausanne (Schweiz) statt. Dort wurde die Lausanner Verpflichtung beschlossen.

Im Juli 1989 sind über 3000 von uns aus etwa 170 Ländern zur Förderung der Weltevangelisation in Manila zusammengekommen. Während dieser Konferenz wurde das Manifest von Manila verfaßt. Wir danken unseren philippinischen Brüdern und Schwestern, daß sie uns so herzlich willkommen geheißen haben.

In den 15 Jahren zwischen den zwei Kongressen wurden mehrere kleinere Konsultationen abgehalten, die sich mit den folgenden Themen beschäftigt haben: Evangelium und Kultur, Evangelisation und Soziale Verantwortung, Einfacher Lebensstil, Der Heilige Geist und die Bekehrung. Diese Treffen und ihre Berichte haben dazu beigetragen, das Denken der Lausanner Bewegung weiterzuentwickeln.

Ein „Manifest“ ist eine öffentliche Erklärung von überzeugungen, Absichten und Motiven. Das Manifest von Manila greift die beiden Themen des Kongresses auf: „Verkündigt Christus, bis er wiederkommt“ und „Die Kiche ist aufgerufen, der ganzen Welt das ganze Evangelium zu bringen.“ Der erste Teil besteht aus einer Serie von 21 Bekräftigungen. Der zweite Teil führt diese in zwölf Abschnitten weiter aus. Sie seien hiermit den Kirchen zusammen mit der Lausanner Verpflichtung zum Studium und zur Anwendung empfohlen.

I. Wozu wir stehen (21 Bekräftigungen)
1. Wir bekräftigen, daß die Lausanner Verpflichtung nach wie vor als Grundlage unserer Zusammenarbeit in der Lausanner Bewegung bindend ist.

2. Wir bekräftigen, daß Gott uns in den Schriften des Alten und Neuen Testaments eine autoritative Offenbarung seines Wesens und Willens, seiner Erlösungstaten samt ihrer Bedeutung, und seines Missionsauftrags gegeben hat.

3. Wir bekräftigen, daß das biblische Evangelium Gottes bleibende Botschaft für unsere Welt ist. Wir sind entschlossen, das biblische Evangelium zu verteidigen, es zu verkündigen und es durch unser Leben zu bewähren.

4. Wir bekräftigen, daß die Menschen, obwohl sie zum Ebenbild Gottes geschaffen wurden, sündig, schuldig und ohne Christus verloren sind, und daß ohne diese Wahrheit das Evangelium nicht nötig ist.

5. Wir bekräftigen, daß der historische Jesus und der verherrlichte Christus ein und dieselbe Person ist, und daß dieser Jesus Christus absolut einzigartig ist, denn er allein ist der menschgewordene Gott, der unsere Sünden trug, der den Tod überwand und der als Richter wiederkommen wird.

6. Wir bekräftigen, daß Jesus Christus am Kreuz unseren Platz einnahm, unsere Sünden trug und unseren Tod starb. Allein aus diesem Grund vergibt Gott solchen, denen zur Buße und zum Glauben geholfen wird.

7. Wir bekräftigen, daß andere Religionen und Ideologien keine anderen möglichen Wege zu Gott sind. Die nicht von Christus erlöste Religiosität des Menschen führt nicht zu Gott, sondern ins Gericht; denn Christus ist der einzige Weg zum Vater.

8. Wir bekräftigen, daß wir Gottes Liebe sichtbar darstellen müssen, indem wir uns derer annehmen, die von Gerechtigkeit, Würde, Nahrung und Obdach ausgeschlossen sind.

9. Wir bekräftigen, daß wir jede persönliche und strukturelle Ungerechtigkeit und Unterdrückung verurteilen müssen, wenn wir die Gerechtigkeit und den Frieden des Reiches Gottes verkündigen. Wir werden von diesem prophetischen Zeugnis nicht abgehen.

10. Wir bekräftigen, daß das Zeugnis des Heiligen Geistes von Christus für die Evangelisation unerläálich ist, und daß ohne sein übernatürliches Wirken weder Wiedergeburt noch neues Leben möglich sind.

11. Wir bekräftigen, daß geistlicher Kampf geistliche Waffen erfordert. Wir müssen sowohl das Wort in der Kraft des Geistes predigen als auch ständig darum beten, daß wir in den Sieg Christi über die Mächte und Gewalten des Bösen hineingenommen werden.

12. Wir bekräftigen, daß Gott der ganzen Kirche und jedem ihrer Glieder die Aufgabe übertragen hat, Christus in der ganzen Welt bekannt zu machen. Wir sehnen uns danach, daß alle Laien und Ordinierten zu dieser Aufgabe aufgerufen und für diese Aufgabe ausgebildet werden.

13. Wir bekräftigen, daß wir, die wir uns als Glieder des Leibes Christi bezeichnen, innerhalb unserer Gemeinschaft die Grenzen von Rasse, Geschlecht und Klasse überwinden müssen.

14. Wir bekräftigen, daß die Gaben des Geistes dem ganzen Volk Gottes, Frauen und Männern, gegeben sind und daß die Partnerschaft von Frau und Mann in der Evangelisation zum gemeinsamen Wohl zu begrüßen ist.

15. Wir bekräftigen, daß wir, die wir das Evangelium verkündigen, es in einem Leben der Heiligkeit und Liebe unter Beweis stellen müssen. Sonst verliert unser Zeugnis seine Glaubwürdigkeit.

16. Wir bekräftigen, daß sich jede christliche Gemeinde ihrer örtlichen Umgebung im evangelistischen Zeugnis und im hingebungsvollen Dienst zuwenden muß.

17. Wir bekräftigen, daß es für Gemeinden, Missionsgesellschaften und andere christliche Organisationen unbedingt notwendig ist, bei Evangelisation und sozialer Aktion zusammenzuarbeiten, indem sie jeglichen Wettbewerb miteinander ablehnen und Doppelungen vermeiden.

18. Wir bekräftigen unsere Pflicht, die Gesellschaft, in der wir leben, zu untersuchen, um ihre Strukturen, Werte und Bedürfnisse zu verstehen und so eine angemessene Missionsstrategie zu entwickeln.

19. Wir bekräftigen, daß Weltevangelisation dringlich ist und daß es möglich ist, die unerreichten Volksgruppen zu erreichen. Deshalb entschließen wir uns, uns im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts diesen Aufgaben mit neuer Entschlossenheit zu widmen.

20. Wir bekräftigen unsere Verbundenheit mit denen, die um des Evangeliums willen leiden. Wir werden versuchen, uns auf dieselbe Möglichkeit vorzubereiten. Ebenso werden wir uns an jedem Ort für religiöse und politische Freiheit einsetzen.

21. Wir bekräftigen, daß Gott die ganze Kirche beruft, das ganze Evangelium der ganzen Welt zu bringen. Deshalb sind wir entschlossen, es treu, dringlich und opferbereit zu verkündigen, bis Jesus wiederkommt.

II. Das ganze Evangelium – die ganze Kirche – die ganze Welt

A. Das ganze Evangelium
Das Evangelium ist die gute Nachricht, daß Gott von der Macht des Bösen erlöst, daß er sein ewiges Reich errichtet und daß er endgültig alles besiegen wird, was sich seinem Wollen entgegenstellt. In seiner Liebe hat Gott dieses vor Anbeginn der Welt beschlossen. Durch den Tod unseres Herrn Jesus Christus hat er seinen Plan der Befreiung von Sünde, Tod und Gericht in Kraft gesetzt. Es ist Christus, der uns befreit und der uns vereint in der Gemeinschaft der von ihm Erlösten. (Kol. 2,15; 1. Kor. 15,24-28; Eph. 1,4; Kol. 1,20; Tit. 2,14)

1. Unser menschliches Dilemma
Wir haben uns verpflichtet, das ganze Evangelium zu predigen, das heißt: das biblische Evangelium in seiner Fülle. Um das tun zu können, müssen wir verstehen, warum die Menschen das Evangelium brauchen.

Männer und Frauen haben eine ihnen eigene Würde und einen Wert, weil sie als Ebenbild Gottes dazu geschaffen wurden, ihn zu kennen, ihn zu lieben und ihm zu dienen. Doch ist jetzt durch die Sünde jeder Bereich ihres Menschseins entstellt; die Menschen sind egozentrische, sich selbst dienende Rebellen geworden, die weder Gott noch ihren Nächsten so lieben können, wie sie es sollten. Folglich sind sie von ihrem Schöpfer und von der übrigen Schöpfung entfremdet. Dieses ist die Grundursache des Leidens, der Orientierungslosigkeit und der Einsamkeit, unter denen so viele Menschen heute leiden. Die Sünde entlädt sich außerdem oft in antisozialem Verhalten, in gewaltsamer Ausbeutung anderer und in der Plünderung der Naturschätze der Erde, als deren Haushalter Gott Männer und Frauen eingesetzt hat. Die Menschheit ist schuldig und kann nichts zu ihrer Entschuldigung vorbringen. Sie ist auf dem breiten Weg, der zur Zerstörung führt.

Obwohl die Gottesebenbildlichkeit der Menschen entstellt worden ist, ist der Mensch dennoch zu liebevollen Beziehungen, zu guten Taten und zu schöner Kunstgestaltung fähig. Dennoch trägt auch die höchste menschliche Leistung unausweichlich einen Makel und kann darum unmöglich jemandem den Zugang zu Gott eröffnen. Männer und Frauen sind geistliche Wesen, aber religiöse Praktiken und Selbsthilfetechniken können die Nöte, die sie erfahren, höchstens lindern. Sie können den letzten Wirklichkeiten von Sünde, Schuld und Gericht nicht gerecht werden. Weder menschliche Religion noch menschliche Gerechtigkeit noch soziopolitische Programme können Menschen retten. Jegliche Selbsterlösung ist unmöglich. Sich selbst überlassen, sind die Menschen ewig verloren.

Deshalb weisen wir falsche Heilslehren zurück, welche die menschliche Sünde, das göttliche Gericht, die Gottheit und Menschwerdung Jesu Christi und die Notwendigkeit des Kreuzes und der Auferstehung leugnen. Wir verwerfen auch „Halb-Evangelien“, die die Sünde unterbewerten und Gottes Gnade mit eigener menschlicher Anstrengung vermischen. Wir bekennen, daß wir selbst manchmal das Evangelium verharmlost haben. Aber wir sind entschlossen, uns in unserer Evangelisation an Gottes radikale Diagnose und sein ebenso radikales Heilmittel zu erinnern. (Apg. 20,27; 1. Mose 1,26.27; Röm. 3,9-18; 2. Tim. 3,2-4; 1. Mose 3,17-24; Röm. 1,29-31; 1. Mose 1,26.28; 2,15; Röm. 1,20; 2,1; 3,19; Mt. 7,13; Mt. 5,46; 7,11; 1. Tim. 6,16; Apg. 17,22-31; Röm. 3,20; Eph. 2,1-3; Gal. 1,6-9; 2. Kor. 11,2-4; 1. Joh. 2,22.23; 4,1-3; 1. Kor. 15,3.4; Jer. 6,14; 8,11)

2. Die gute Nachricht für heute
Wir sind froh, daß der lebendige Gott uns in unserer Verlorenheit und Verzweiflung nicht allein gelassen hat. In seiner Liebe ist er uns in Jesus Christus nachgegangen, um uns zu retten und zu erneuern. Daher konzentriert sich die Gute Nachricht auf die historische Person Jesu, der als der kam, der das Reich Gottes verkündigte und der ein Leben des demütigen Dienstes führte, der für uns starb, der an unserer Stelle zur Sünde und zum Fluch wurde, und den Gott durch die Auferweckung von den Toten beglaubigte. Denen, die Buße tun und an Christus glauben, gibt Gott Anteil an der neuen Schöpfung. Er gibt uns ein neues Leben, das die Vergebung unserer Sünden und die Einwohnung der erneuernden Kraft seines Geistes einschlieát. Er heißt uns in seiner neuen Gemeinschaft willkommen, die aus Menschen aller Rassen, Nationen und Kulturen besteht. Er verspricht, daß wir eines Tages in seine neue Welt eintreten werden, in der das Böse beseitigt, die Natur erlöst sein und Gott ewig herrschen wird.

Diese Gute Nachricht muß mutig verkündigt werden, wo immer es möglich ist, in kirchlichen und öffentlichen Gebäuden, durch Radio und Fernsehen und in Freiversammlungen. Denn sie ist Gottes Kraft zur Erlösung, die bekanntzumachen wir verpflichtet sind. In unserer Verkündigung müssen wir die Wahrheit, die Gott uns in der Bibel offenbart hat, treu predigen und darum ringen, sie zu unserer eigenen Lebenswelt in Beziehung zu setzen.

Wir bekräftigen auch, daß Apologetik, die „Verteidigung und Bekräftigung des Evangeliums“, Grundbestandteil des biblischen Missionsverständnisses ist. Sie ist für ein wirksames Zeugnis in der modernen Welt wesentlich. Paulus „argumentierte“ aufgrund der Schrift mit den Menschen, um sie von der Wahrheit des Evangeliums zu „überzeugen“. Das müssen auch wir. Alle Christen sollten bereit sein, über die Hoffnung, die in ihnen ist, Rechenschaft abzulegen.

Außerdem sind wir daran erinnert worden, was besonders der Evangelist Lukas herausstellt, daß das Evangelium Gute Nachricht für die Armen ist. Wir haben uns gefragt, was dies für die Mehrheit der Weltbevölkerung bedeutet, die unterhalb der Armutsgrenze lebt, die leidet oder unterdrückt wird. Wir sind daran erinnert worden, daß alle, das Gesetz, die Propheten, die Weisheitsbücher und auch die Lehre und der Dienst Jesu die Sorge Gottes um die materiell Armen betonen, und daß es unsere fortdauernde Pflicht ist, für die Armen einzutreten und zu sorgen. Die Schrift spricht auch von den „Geistlich Armen“, die sich allein an Gott wenden, um Barmherzigkeit zu erhalten. Das Evangelium kommt als Gute Nachricht zu beiden. Die „Geistlich Armen“, die sich vor Gott demütigen, empfangen im Glauben das Geschenk der Erlösung, wie auch immer ihre wirtschaftlichen Lebensumstände aussehen. Es gibt für niemanden einen anderen Weg zum Reich Gottes. Die materiell Armen und Machtlosen finden zusätzlich eine neue Würde als Kinder Gottes zusammen mit der Liebe von Brüdern und Schwestern, die mit ihnen um ihre Befreiung ringen von allem, was sie herabsetzt oder unterdrückt.

Wir tun Buáe über jede Art von Vernachlässigung der in der Schrift geoffenbarten Wahrheit Gottes. Wir sind entschlossen, diese Wahrheit zu verkündigen und zu verteidigen. Wir tun auch Buße, wo wir dem Elend der Armen gegenüber gleichgültig gewesen sind und wo wir die Reichen bevorzugt haben, und wir sind entschlossen, Jesus zu folgen, indem wir die gute Nachricht allen Menschen durch Wort und Tat verkündigen. (Eph. 2,4-7; Luk. 15; 19,10; Apg. 8,34.35; Mk. 1,14.15; 2. Kor. 5,21; Gal. 3,13; Apg. 2,23.24; 2. Kor. 5,17; Apg. 2,38.39; Eph. 2,11-19; Offb. 21,1-5; 22,1-5; Eph. 6,19.20; 2. Tim. 4,2; Röm. 1,14-16; Jer. 23,28; Phil.1,7; Apg. 18,4; 19,8.9; 2. Kor. 5,11; 1.Petr.3,15; Lk.4,18;6,20;7,22; 5. Mose 15,7-11; Am. 2,6.7; Sach. 7,8-10; Spr. 21,13; Zeph. 3,12; Mt. 5,3; Mk. 10,15; 1. Joh. 3,1; Apg. 2,44.45; 4,32-35)

3. Die Einzigartigkeit Jesu Christi
Wir sind dazu berufen, Christus in einer immer pluralistischer werdenden Welt zu bezeugen. Alte Religionen werden wieder lebendig, und neue Religionen entstehen. Auch im ersten Jahrhundert gab es „viele Götter und viele Herren“. Dennoch haben die Apostel mutig die Einzigartigkeit, Unverzichtbarkeit und zentrale Bedeutung des Christus bekräftigt. Wir müssen es ihnen gleichtun.

Weil Männer und Frauen zum Ebenbild Gottes geschaffen sind und in der Schöpfung Spuren ihres Schöpfers erkennen, enthalten auch neu aufgebrochene Religionen manchmal Elemente von Wahrheit und von Schönheit. Sie sind jedoch keine Alternativen zum Evangelium. Weil die Menschen sündig sind und weil „die ganze Welt im Argen liegt“, bedürfen selbst religiöse Menschen der Erlösung Christi. Wir können deshalb nicht zugestehen, daß Erlösung außerhalb von Christus oder ohne eine ausdrückliche Annahme seines Werkes im Glauben gefunden werden kann.

Es wird manchmal behauptet, daß aufgrund des Bundes Gottes mit Abraham Juden Jesus nicht als ihren Messias anerkennen müssen. Wir bekräftigen, daß sie ihn wie jeder andere auch brauchen. Es wäre eine Form des Antisemitismus wie auch der Untreue gegenüber Christus, von dem neutestamentlichen Muster abzuweichen, das Evangelium „den Juden zuerst“ zu bringen. Wir verwerfen darum die Behauptung, daß die Juden ihren eigenen Bund haben, der den Glauben an Jesus unnötig macht.

Unsere gemeinsamen Grundüberzeugungen über Jesus Christus verbinden uns. Wir bekennen ihn als den ewigen Sohn Gottes, der ganz Mensch wurde, dabei aber ganz Gott blieb; der an unserer Stelle am Kreuz hing, unsere Sünden trug und unseren Tod starb, der unsere Ungerechtigkeit mit seiner Gerechtigkeit vertauschte, der in einem verwandelten Leib siegreich auferstand und in Herr- lichkeit wiederkommen wird, um die Welt zu richten. Er allein ist der menschgewordene Sohn, der Retter, der Herr und Richter. Zusammen mit dem Vater und dem Heiligen Geist gebührt ihm allein die Anbetung, der Glaube und der Gehorsam aller Menschen. Es gibt nur ein Evangelium, weil es nur einen Christus gibt, der durch seinen Tod und seine Auferstehung der einzige Weg der Erlösung ist. Wir verwerfen darum sowohl den Relativismus, der alle Religionen und Ausdrucksformen von Spiritualität als gleichwertige Wege zu Gott wertet, wie auch den Synkretismus, der versucht, den Glauben an Christus mit anderen Religionen zu vermischen.

Weil Gott Jesus über alles erhöht hat, damit jedermann ihn anerkenne, ist dies auch unser Wunsch. Gedrängt durch die Liebe Christi müssen wir dem Missionsbefehl Christi gehorchen und Christi verlorene Schafe lieben. Getrieben durch Eifer für Christi heiligen Namen sehnen wir uns danach, daß Christus die Ehre und die Herrlichkeit empfängt, die ihm gebühren.

In der Vergangenheit haben wir uns manchmal dessen schuldig gemacht, daß wir gegenüber Anhängern anderer Glaubensweisen die Haltung der Unwissenheit, der überheblichkeit, des fehlenden Respekts und sogar der Feindseligkeit an den Tag gelegt haben. Darüber tun wir Buße. Aber wir sind entschlossen, die Einzigartigkeit im Leben, Sterben und Auferstehen unseres Herrn in allen Aspekten unserer evangelistischen Arbeit einschließlich des Dialoges mit anderen Religionen aufbauend und zugleich ohne Kompromisse zu bezeugen. (1.Kor.8,5; Ps. 8; Röm. 1,19.20; Apg. 17,28; 1.Joh.5,19; Apg. 10,1.2; 11,14.18; 15,8.9; Joh. 14,6; 1. Mose 12,1-3; 17,1.2; Röm. 3,9; 10,12; Apg. 13,46; Röm. 1,16; 2,9.10; Apg. 13,38.39; Joh. 1,1.14.18; Röm. 1,3.4; 1. Petr. 2,24; 1. Kor. 15,3; 2. Kor. 5,21; 1. Kor. 15,1-11; Mt. 25,31.32; Apg. 17,30.31; Offb. 5,11-14; Apg. 4,12; Phil. 2,9-11; 2. Kor. 5,14; Mt. 28,19.20; Joh. 10,11.15; 2. Kor. 11,2.3; 1. Tim. 2,5-7)

4. Das Evangelium und Soziale Verantwortung
Das unveränderte biblische Evangelium muá im veränderten Leben von Männern und Frauen sichtbar werden. Indem wir die Liebe Gottes verkündigen, müssen wir gleichzeitig in liebendem Dienst engagiert sein; indem wir das Evangelium vom Reich Gottes predigen, müssen wir seinen Forderungen für Gerechtigkeit und Frieden verpflichtet sein.

Die Evangelisation ist vorrangig, weil es uns im Sinn des Evangeliums in erster Linie darum geht, daß alle Menschen Gelegenheit erhalten, Jesus Christus als Herrn und Retter anzunehmen. Aber Jesus hat das Reich Gottes nicht nur verkündigt, sondern er hat die Ankunft des Reiches durch Werke der Barmher- zigkeit und durch Vollmacht unter Beweis gestellt. Wir sind heute zu einem ähnlichen Miteinander von Wort und Tat aufgerufen. In einem Geist der Demut sollen wir predigen und lehren, den Kranken dienen, die Hungrigen speisen, uns um Gefangene kümmern, den Benachteiligten und Behinderten helfen und die Unterdrückten retten. Wohl gibt es eine Vielfalt von geistlichen Gaben, Berufungen und Lebenszusammenhängen. Aber wir bekräftigen, daß die gute Nachricht und gute Werke untrennbar sind.

Die Proklamation des Reiches Gottes erfordert notwendigerweise die prophetische Verwerfung all dessen, was damit nicht vereinbar ist. Zu den übeln, die wir beklagen, gehören zerstörerische Gewalt, auch in der Form von institutionalisierter Gewalt, politische Korruption, alle Formen der Ausbeutung von Menschen und der Erde, Aushöhlung der Familie, Abtreibung auf Verlangen, Drogenhandel und Nichtbeachtung der Menschenrechte. In unserer Fürsorge für die Armen sind wir betrübt über die Schuldenlast in der Zweidrittelwelt. Wir sind auch empört über die unmenschlichen Bedingungen, unter denen Millionen leben, die wie wir Gottes Ebenbild tragen.

Unsere fortwährende Verpflichtung zu sozialem Handeln ist nicht eine Verwechslung des Reiches Gottes mit einer christianisierten Gesellschaft. Sie ist vielmehr eine Anerkennung der Tatsache, daß das biblische Evangelium unausweichlich soziale Folgerungen hat. Wahre Mission muß immer „inkarnatorisch“ sein. Darum müssen wir demütig Zugang suchen zu der Welt anderer Menschen, indem wir uns mit ihrer sozialen Wirklichkeit identifizieren, mit ihrer Trauer und ihrem Leid, mit ihrem Ringen um Gerechtigkeit gegen Unterdrückungsmächte. Dies kann nicht ohne persönliche Opfer geschehen.

Wir tun Buße darüber, daá die Enge unserer Anliegen und Perspektiven uns oft davon abgehalten hat, die Herrschaft Jesu Christi über das ganze Leben, das private und das öffentliche, über das lokale und das globale auszurufen. Wir sind entschlossen, Christi Befehl zu gehorchen, „zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit zu trachten“. (1. Thess. 1,6-10; 1. Joh. 3,17; Röm. 14,17; Röm. 10,14; Mt. 12,28; 1. Joh. 3,18; Mt. 25,34-46; Apg. 6,1-4; Röm. 12,4-8; Mt. 5,16; Jer. 22,1-5; 11-17; 23,5.6; Am. 1,1.2; 8; Jes. 59; 3. Mose 25; Hiob 24,1-12; Eph. 2,10; Jak. 5,1-6; Joh. 17,18; 20,21; Phil. 2,5-8; Apg. 10,36; Ma. 6,33)

B. Die ganze Kirche
Das ganze Evangelium muá von der ganzen Kirche proklamiert werden. Das ganze Volk Gottes ist dazu berufen, an der evangelistischen Aufgabe teilzunehmen. Doch ohne den Heiligen Geist Gottes werden alle Unternehmungen fruchtlos sein.

5. Gott, der Evangelist
Die Schrift erklärt, daß Gott selbst der eigentliche Evangelist ist. Denn der Geist Gottes ist der Geist der Wahrheit, der Liebe, der Heiligkeit und Kraft. Evangelisation ist ohne diesen Geist unmöglich. Er ist es, der den Botschafter bevollmächtigt, der das Wort bestätigt, der den Hörer vorbereitet, der den Sünder überführt, der den Blinden erleuchtet, der Tote zum Leben erweckt und der uns befähigt, Buße zu tun und zu glauben. Er verbindet uns mit dem Leib Christi, er schenkt uns die Gewißheit, daß wir Gottes Kinder sind; er hilft uns zu einem christusähnlichen Wesen und zu einem entsprechenden Dienst. Er sendet uns als Zeugen Christi aus. In alledem ist es das Hauptziel des Heiligen Geistes, Jesus Christus zu verherrlichen, indem er uns Christus vor Augen stellt und ihn in uns Gestalt werden läßt.

Jede Evangelisierung beinhaltet einen geistlichen Kampf mit den Mächten und Gewalten des Bösen, in dem nur geistliche Waffen siegen können. Dies sind vor allem das Wort und der Geist zusammen mit dem Gebet. Darum rufen wir alle Christen dazu auf, treu in ihrem Gebet für die Erneuerung der Gemeinde und für die Evangelisation der Welt einzutreten.

Bei jeder wahren Bekehrung geht es um einen Kampf von Mächten, denen gegenüber die übergeordnete Autorität Jesu Christi unter Beweis gestellt wird. Es gibt kein gröáeres Wunder als dieses. Der Gläubige wird dadurch von der Macht Satans und der Sünde, von Furcht und Sinnlosigkeit, von Dunkelheit und Tod befreit.

Obwohl die Wunder Jesu etwas Besonderes waren, nämlich Zeichen seiner Messianität und Vorwegnahme seiner vollkommenen Herrschaft, wenn ihm die ganze Natur unterworfen sein wird, haben wir nicht die Freiheit, der Macht des lebendigen Schöpfers heute Grenzen zu setzen. Wir weisen sowohl den Zweifel zurück, der Wunder verneint, als auch die Anmaßung, die Wunder fordert; sowohl die ängstlichkeit, die vor der Fülle des Geistes zurückschreckt, als auch das Siegesverlangen, das die Schwachheit zu meiden sucht, in der doch die Kraft Christi sich mächtig erweisen will.

Wir tun Buße über alle selbstsicheren Versuche, im Vertrauen allein auf unsere Kraft zu evangelisieren oder dem Heiligen Geist etwas vorschreiben zu können. Wir sind entschlossen, in Zukunft den Geist nicht zu „betrüben“ oder zu „dämpfen“, sondern vielmehr danach zu streben, die Gute Nachricht „in Kraft und in dem Heiligen Geist und in großer Gewißheit“ auszubreiten. (2. Kor. 5,20; Joh. 15,26.27; Luk. 4,18; 1. Kor. 2,4; Joh. 16,8-11; 1. Kor. 12,3; Eph. 2,5; 1. Kor. 12,13; Röm. 8,16; Gal. 5,22.23; Apg. 1,8; Joh. 16,14; Gal. 4,19; Eph. 6,10-12; 2. Kor. 10,3-5; Eph. 6,17; Eph. 6,18-20; 2. Thess. 3,1; Apg. 26,17.18; 1. Thess. 1,9.10; Kol. 1,13.14; Joh. 2,11; 20,30.31; Joh. 11,25; 1. Kor. 15,20-28; Jer. 32,17; 2. Tim. 1,7; 2. Kor. 12,9.10; Jer. 17,5; Eph. 4,30; 1. Thess. 5,19; 1.Thess.1,5)

6. Die menschlichen Zeugen
Gott, der Evangelist, gibt seinen Leuten das Vorrecht, seine „Mitarbeiter“ zu sein. Wir können nicht ohne ihn Zeugnis ablegen; aber er bedient sich normalerweise unseres Zeugnisses. Er beruft manche zu Evangelisten, Missionaren oder Pastoren, aber er beruft seine ganze Gemeinde und jedes ihrer Glieder, seine Zeugen zu sein.

Aufgabe und Vorrecht von Pastoren und Lehrern ist es, Gottes Volk zur Reife zu führen und sie zum Dienst auszurüsten. Pastoren dürfen Dienste nicht monopolisieren, sondern sollen sie vielmehr multiplizieren, indem sie andere dazu ermutigen, ihre Gaben einzusetzen und indem sie Jünger darin ausbilden, andere zu Jüngern zu machen. Die Beherrschung der Laien durch „Geistliche“ ist in der Geschichte der Kirche ein großes übel gewesen. Sie beraubt Laien und Geistliche ihrer ihnen von Gott zugedachten Rolle, führt zur überlastung der Geistlichen, schwächt die Gemeinde und behindert die Ausbreitung des Evangeliums. Darüber hinaus ist sie zutiefst unbiblisch. Wir, die wir seit Jahrhunderten das „Priestertum aller Gläubigen“ betont haben, bestehen jetzt auch auf diesem Dienst aller Gläubigen.

Wir erkennen dankbar an, daß Kinder und junge Leute den Gottesdienst und die Evangelisation der Gemeinde durch ihre Begeisterung und ihren Glauben bereichern. Wir müssen sie in Nachfolge und Evangelisation schulen, damit sie ihre eigene Generation für Christus erreichen können.

Gott hat Männer und Frauen gleichermaßen zu seinem Ebenbild geschaffen; er nimmt sie gleichermaßen in Christus an; er hat seinen Geist auf alles Fleisch ausgegossen, auf Söhne und Töchter gleichermaßen. Weil der Heilige Geist seine Gaben Frauen ebenso wie Männern mitteilt, muß ihnen auch Gelegenheit gegeben werden, diese ihre Gaben einzusetzen. Wir würdigen ihre herausragenden Leistungen in der Geschichte der Mission und sind davon überzeugt, daß Gott Frauen auch heute in ähnliche Aufgaben beruft. Obwohl unter uns keine volle übereinstimmung darüber besteht, in welcher Form sie Leitungsaufgaben übernehmen sollten, stimmen wir doch darin überein, daß Männer und Frauen nach Gottes Willen gerne in der Weltevangelisation partnerschaftlich zusammenarbeiten sollen. Eine geeignete Ausbildung muß daher beiden zugänglich gemacht werden.

Das Zeugnis der Laien durch Männer und Frauen geschieht nicht nur durch die örtliche Gemeinde (s.Abschnitt 8), sondern durch Freundschaften, zuhause und am Arbeitsplatz. Auch Arbeits- und Heimatlose sind dazu berufen, Zeugen zu sein.

In erster Linie sollen wir denen gegenüber Zeugnis ablegen, die bereits unsere Freunde, Verwandten, Nachbarn und Kollegen sind. Evangelisation in der eigenen Wohnung kann von Verheirateten und Alleinstehenden gleichermaáen wahrgenommen werden. Ein christliches Zuhause sollte nicht nur die Richtigkeit der Maástäbe Gottes im Bereich von Ehe, Sexualität und Familie bekräftigen, sondern auch einen von Liebe und Frieden geprägten Raum für ange- schlagene Menschen bieten. Auch Nachbarn, die nie eine Kirche betreten würden, fühlen sich in der entspannten Atmosphäre eines Heims wohl, auch wenn dort das Evangelium diskutiert wird.

Ein weiterer Bereich für das Zeugnis der Laien ist der Arbeitsplatz, weil hier die meisten Christen die Hälfte ihres Tages verbringen und weil Arbeit eine göttliche Berufung ist. Christen können auf Christus hinweisen durch das gesprochene Wort, durch ihren beständigen Fleiß, durch Ehrlichkeit und Rücksichtnahme, durch ihr Eintreten für Gerechtigkeit am Arbeitsplatz und ganz besonders dann, wenn andere an der Qualität ihrer täglichen Arbeit sehen können, daß diese zur Ehre Gottes getan wird.

Wir tun Buße darüber, daß wir zur Entmutigung des Dienstes der Laien beigetragen haben, besonders bei Frauen und jungen Leuten. Wir sind entschlossen, alle Nachfolger Christi dazu zu ermutigen, den ihnen zustehenden und natürlichen Platz als Zeugen einzunehmen. Denn wahre Evangelisation entspringt einem Herzen, das Jesus liebt. Darum ist sie Aufgabe des ganzen Volkes Gottes, ohne jede Ausnahme. (2. Kor. 6,1; Apg. 8,26-39; 14,27; Eph. 4,11; Apg. 13,1-3; Apg. 1,8; 8,1.4; Eph. 4,11-12; Mt. 28,19; 2. Tim. 2,2; 1. Thess. 5,12-15; 1. Kor. 12,4-7; Eph. 4,7; Mt. 21,15.16; 1. Tim. 4,12; Gen.1,26-27; Gal. 3,28; Apg.2,17-181. Petr. 4,10; Röm. 16,1-6.12; Phil. 4,2.3; Mk. 5,18-20; Luk. 5; ,27-32; Apg. 28,30.31; Apg. 10,24.33; 18,7.8; 24-26; 1. Kor. 7,17-24; Tit. 2,9.10; Kol. 4,1; Kol. 3,17.23.24; Apg. 4,20)

7. Die Glaubwürdigkeit der Zeugen
Nichts spricht deutlicher für das Evangelium als ein erneuertes Leben. Nichts bringt es mehr in Verruf, als wenn unser persönliches Leben dazu in Widerspruch steht. Wir sind dazu aufgerufen, unser Leben auf eine Weise zu führen, die des Evangeliums Christi würdig ist, ja wir sollen es sogar „schmücken“, indem wir seine Schönheit durch ein heiliges Leben unterstreichen. Denn eine aufmerksam beobachtende Welt wartet mit Recht auf sichtbare Erweise, die den Anspruch belegen, den die Jünger für Christus erheben. Ein starker Beweis ist unsere Lauterkeit.

Unsere Verkündigung, daß Christus starb, um uns zu Gott zu bringen, spricht Menschen an, die geistlich durstig sind. Aber sie werden uns nicht glauben, wenn wir keinen Erweis dafür erbringen, daß wir den lebendigen Gott kennen, oder wenn es unserem täglichen Christsein an Nüchternheit und an Alltagsbezug mangelt.

Unsere Botschaft, daß Christus entfremdete Menschen miteinander versöhnt, klingt nur dann glaubhaft, wenn deutlich wird, daß wir einander lieben und vergeben, wenn wir anderen in Demut dienen und wenn wir über unsere Gemeinschaft hinaus Bedürftige zu erreichen versuchen mit einem von Erbarmen geprägten Dienst, den wir uns etwas kosten lassen.

Unsere Aufforderung an andere, sich selbst zu verleugnen, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und Christus zu folgen, wird nur dann einsichtig sein, wenn wir selbst für offenkundig selbstsüchtigen Ehrgeiz, Unehrlichkeit und Habgier gestorben sind und ein von Einfachheit, Zufriedenheit und Freigiebigkeit geprägtes Leben führen.

Wir beklagen den Mangel an christlicher Konsequenz, den wir bei Christen und Gemeinden sehen: Habsucht, überlegenheitsgefühl und Konkurrenzdenken, Wettbewerb im christlichen Dienst, Neid junger Verantwortlicher, missionarische Bevormundung, das Fehlen gegenseitiger Verantwortlichkeit, Verlust christlicher Maástäbe in der Sexualität sowie rassische, soziale und sexuelle Diskriminierung. All dies sind Formen von Anpassung an die Welt. Der jeweils vorherrschenden Kultur wird erlaubt, die Gemeinde zu unterwandern, statt daß die Gemeinde die Kultur herausfordert und verändert. Wir sind tief beschämt darüber, daß wir zeitweise als Einzelne und als christliche Gemeinden zwar Christus im Wort bekannt, ihn aber in der Tat verleugnet haben. Unser Versagen beraubt unser Zeugnis seiner Glaubwürdigkeit. Wir erkennen unser fortdauerndes Ringen und Versagen an. Aber gleichzeitig sind wir entschlossen, durch Gottes Gnade Lauterkeit in uns und in der Gemeinde zu fördern. (2. Kor. 6,3.4; Phil. 1,27; Tit. 2,10; Kol. 4,5.6; Spr. 11,3; 1. Petr. 3,18; 1. Joh. 1,5.6; 1. Kor. 14,25.26; Eph. 2,14-18; Eph. 4,31-5,2; Gal. 5,13; Lk. 10,29-37; Mk. 8,34; Mt. 6,19-21; 31-33; 1. Tim. 6,6-10; 17.18; Apg. 5,1-11; Phil. 1,15-17; 1. Kor. 5,1-13; Jak. 2,1-4; 1. Joh. 2,15-17; Mt. 5,13; Mt. 7,21-23; 1. Joh. 2,4; Eph. 4,1)

8. Die örtliche Gemeinde
Jede christliche Gemeinde ist die örtliche Gegenwart des Leibes Christi. Jede Gemeinde hat die gleiche Verantwortung. Sie ist „ein heiliges Priestertum“, um Gott die geistlichen Opfer der Anbetung zu bringen und „ein heiliges Volk“ zu sein, das seine Wohltaten bezeugen soll. Die Gemeinde ist damit eine anbetende und eine bezeugende Gemeinschaft aus der Welt, gesammelt und zugleich in die Welt zerstreut, berufen und gesandt. Anbetung und Zeugnis sind untrennbar.

Wir glauben, daß die örtliche Gemeinde vorrangig für die Verbreitung des Evangeliums verantwortlich ist. Die Schrift beschreibt diesen Vorgang: „Unsere Predigt des Evangeliums kam zu euch“ und „von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen“. Auf diese Weise erschafft das Evangelium die Gemeinde, die ihrerseits das Evangelium verbreitet, das wiederum neue Gemeinden in einer beständigen Kettenreaktion ins Leben ruft. Was die Schrift lehrt, bestätigt die Erfahrung zielstrebig strategischer Evangelisierung. Jede örtliche Gemeinde muß ihr Einzugsgebiet evangelisieren; sie verfügt über die hierzu notwendigen Mittel.

Wir empfehlen jeder Gemeinde, regelmäßige Studien nicht nur über ihre Mitgliederstruktur und ihre Programme durchzuführen, sondern auch über ihre Ortschaft in ihrer Besonderheit, um angemessene Missionsstrategien zu entwikeln. Ihre Glieder mögen sich dafür entscheiden, ein Besuchsprogramm für die ganze Umgebung zu organisieren, für Christus die Ortschaft zu durchdringen, in der sie leben, eine Reihe evangelistischer Treffen, Vorträge oder Konzerte durchzuführen, mit den Armen zusammenzuarbeiten, um ein örtliches Slum-Gebiet zu sanieren oder eine neue Gemeinde in einem benachbarten Gebiet oder Dorf zu gründen. Gleichzeitig darf sie nicht die weltweite Aufgabe der Gemeinde vergessen. Eine Gemeinde, die Missionare aussendet, darf darüber nicht ihren eigenen Ort vergessen. Eine Gemeinde, die ihre Nachbarschaft evangelisiert, darf darüber nicht die übrige Welt vergessen.

In alledem sollen Gemeinden verschiedener Denominationen möglichst zusammenarbeiten und darum bemüht sein, jeden Geist der Konkurrenz in einen Geist der Zusammenarbeit umzuwandeln. Gemein- den sollten auch mit übergemeindlichen Organisationen zusammenarbeiten, speziell im Bereich der Evangelisation, der Jüngerschaftsschulung und in sozialen Aufgaben, weil solche Werke Teil des Leibes Christi sind, von deren wertvoller Spezial-Erfahrung die Gemeinde viel profitieren kann.

Die Gemeinde ist nach Gottes Absicht ein Zeichen seines Reiches, d.h. ein Hinweis darauf, wie die menschliche Gemeinschaft aussieht, wenn sie unter seine Herrschaft von Gerechtigkeit und Frieden kommen wird. Bei einzelnen und Gemeinden muß das Evangelium verkörpert sein, wenn es wirksam weitervermittelt werden soll. Durch unsere Liebe zueinander offenbart sich heute der unsichtbare Gott, besonders wenn unsere Gemeinschaft sich in kleinen Gruppen bewährt und wenn sie die Grenzen von Rasse, gesellschaftlicher Stellung, Geschlecht und Alter überwindet, die andere Gemeinschaftsformen bestimmen.

Wir bedauern zutiefst, daß viele unserer Gemeinden nur sich selbst sehen; daß sie sich nur um ihr eigenes Bestehen sorgen, nicht aber um die Mission, daß sie sich hauptsächlich um gemeinde- orientierte Aktivitäten kümmern und das nach außen gerichtete Zeugnis vernachlässigen. Wir sind entschlossen, unsere Gemeinden von innen nach außen auszurichten, damit sie sich in andauernder Evangelisation betätigen, bis der Herr täglich solche hinzutut, die gerettet werden. (1. Kor. 12,27; 1. Petr. 2,5.9; Joh. 17,6.9.11.18; Phil. 2,14-16; 1.Thess.1,5.8; Apg. 19,9.10; Kol. 1,3-8; Apg. 13,1-3; 14,26-28; Phil. 1,27; Lk. 12,32; Röm. 14,17; 1. Thess. 1,8-10; 1.Joh.4,12; Joh. 13,34.35; 17,21.23; Gal. 3,28; Kol. 3,11; Apg. 2,47)

9. Zusammenarbeit in der Evangelisation
Evangelisation und Einheit sind im Neuen Testament eng miteinander verbunden. Jesus betete darum, daß die Einheit seiner Leute seine eigene Einheit mit dem Vater widerspiegeln möge, damit die Welt an ihn glaube. Paulus ermahnte die Philipper, „einmütig für den Glauben des Evangeliums zu kämpfen“. Im Gegensatz zu dieser biblischen Schau schämen wir uns der Verdächtigungen und Rivalitäten, des Glaubensstreits über Nebensächlichkeiten, der Machtkämpfe und des Aufbaus von Machtbereichen, die unser evangelistisches Zeugnis behindern und zerstören. Wir bekräftigen, daß Zusammenarbeit in der Evangelisation unabdingbar ist, weil das Evangelium der Versöhnung durch unsere Uneinigkeit in Verruf gebracht wird; und weil wir, wenn die Aufgabe der Weltevangelisation je erfüllt werden soll, darin zusammenarbeiten müssen.

Mit „Zusammenarbeit“ meinen wir „Einheit in Verschiedenartigkeit“. Sie schließt Menschen verschiedener Temperamente, Begabungen, Berufungen und Kulturen, nationaler Kirchen und Missionsgesellschaften, aller Altersstufen und beider Geschlechter mit ein.

Wir sind entschlossen, ein für alle Mal die vereinfachende Unterscheidung zwischen sendenden Ländern in der Ersten und den empfangenden Ländern der Zweidrittel-Welt hinter uns zu lassen, die eine Nachwirkung der kolonialen Vergangenheit darstellt. Denn die große neue Tatsache unserer Zeit ist die Internationalisierung der Missionsbemühungen. Die große Mehrheit aller evangelikalen Christen lebt jetzt außerhalb des Westens. Die Zahl der Missionare der Zweidrittel-Welt wird bald die der aus dem Westen übersteigen. Wir glauben, daß Missionsteams, die verschiedenartig zu- sammengesetzt, aber im Wesen und Denken vereint sind, ein höchst wirksames Zeugnis der Gnade Gottes darstellen.

Wenn wir uns auf „die ganze Gemeinde“ beziehen, erheben wir damit nicht den anmaßenden Anspruch, daß die weltweite Gemeinde und die evangelikale Gemeinschaft identisch seien. Denn wir erkennen an, daß es viele Kirchen gibt, die nicht Teil der evangelikalen Bewegung sind. Evangelikale Haltungen gegenüber der Römisch-Katholischen und den Orthodoxen Kirchen sind sehr verschiedenartig. Viele Evangelikale beten, sprechen, studieren die Schrift mit diesen Kirchen und arbeiten mit ihnen zusammen. Andere lehnen jede Form des Dialoges oder der Zusammenarbeit mit ihnen ab. Alle Evangelikalen sind sich dessen bewußt, daß ernsthafte theologische Unterschiede zwischen ihnen und uns bestehen. Wo es möglich ist und wo kein Kompromiß zu Lasten der Wahrheit eingegangen wird, mag Zusammenarbeit möglich sein in Bereichen wie der Bibelübersetzung, dem Studium zeitgenössischer theologischer und ethischer Fragestellungen, der Sozialarbeit und des politischen Handelns. Wir möchten jedoch klarstellen, daß gemeinsame Evangelisation eine gemeinsame Verpflichtung gegenüber der biblischen Botschaft voraussetzt.

Einige von uns sind Glieder von Kirchen, die zum Weltrat der Kirchen gehören und glauben, daß eine positive und doch kritische Teilnahme an einer Arbeit unsere christliche Pflicht ist. Andere unter uns haben keine Verbindung zum Weltrat der Kirchen. Wir alle bitten den Weltrat der Kirchen dringend, ein konsequent biblisches Verständnis von Evangelisation anzunehmen.

Wir bekennen, daß wir selbst einen Teil der Verantwortung für die Zerteilung des Leibes Christi tragen, die kein kleines Hindernis für die Weltevangelisation ist. Wir sind entschlossen, uns weiter um die Einheit in Wahrheit zu bemühen, um die Christus gebetet hat. Wir sind davon überzeugt, daß der richtige Weg zu einer engeren Zusammenarbeit mit allen, die unsere Anliegen teilen, in einem freimütigen und geduldigen Dialog auf der Basis der Bibel besteht. Hierzu erklären wir uns gern bereit. (Joh.17,20.21; Phil.1,27; 1.Petr.2,5.9; Joh. 17,20.21; Phil. 1,27; Phil. 1,15.17; 2,3.4; Röm. 14,1-15,2; Phil. 1,3-5; Eph. 2,14-16; 4,1-6; Eph. 4,6.7; Apg. 20,4; Joh. 17,11.20-23)

C. Die ganze Welt
Das ganze Evangelium ist der ganzen Kirche anvertraut, damit sie es der ganzen Welt bekanntmacht. Es ist darum notwendig, daß wir die Welt verstehen, in die wir gesandt sind. (Mk. 16,15)

10. Die moderne Welt
Evangelisierung findet statt in einem Lebenszusammenhang, nicht in einem Leerraum. Das Gleichgewicht zwischen Evangelium und Kontext muß sorgfältig gewahrt werden. Wir müssen den Kontext verstehen, um ihn ansprechen zu können, aber der Kontext darf das Evangelium nicht verzerren.

In diesem Zusammenhang macht uns die Auswirkung der „Modernität“ Sorge. wir verstehen darunter das Aufkommen einer Weltkultur, die durch die Industrialisierung mit ihrer Technologie und durch die Verstädterung mit ihrer wirtschaftlichen Struktur zustande kommt. Diese Faktoren schaffen zusammengenommen eine Umwelt, die stark die Art und Weise prägt, wie wir unsere Welt sehen. Darüber hinaus hat der Säkularismus den Glauben zerstört, indem er Gott und das übernatürliche für bedeutungslos erklärt. Die Verstädterung hat das Leben für viele unmenschlich werden lassen. Die Massenmedien haben zu einer Entwertung von Wahrheit und Autorität beigetragen, indem sie das Wort durch das Bild ersetzt haben. Diese kombinierten Folgen der Modernität verändern bei vielen Verkündigern die Botschaft; sie untergraben ihre Motivation zur Mission.

Im Jahre 1900 lebten nur etwa 9 Prozent der Weltbevölkerung in Städten; im Jahre 2000 rechnet man mit mehr als 50 Prozent Stadtbewohnern. Diese weltweite Bewegung in die Städte hat man „die größte Völkerwanderung in der Menschheitsgeschichte“ genannt. Sie stellt eine wesentliche Herausforderung für die christliche Mission dar. Auf der einen Seite ist die städtische Bevölkerung ausgesprochen kosmopolitisch ausgerichtet, so daß wir den Nationen vor unserer Haustür in der Stadt begegnen. Können wir nationalitätenübergreifende Gemeinden entwickeln, in denen das Evangelium ethnische Grenzen niederreißt? Andererseits sind viele Stadtbewohner zugewanderte Arme, die auch für das Evangelium offen sind. Kann das Volk Gottes dazu gebracht werden, in solche innerstädtische arme Viertel zu ziehen, um dadurch den Menschen zu dienen und an der Veränderung der Stadt mitzuwirken?

Die Modernisierung bringt neben Segnungen auch Gefahren. Mit ihrer weltweiten Verbindung von Kommunikation und Handel eröffnet sie unerwartete Möglichkeiten für das Evangelium, etwa das überschreiten alter Grenzen und das Durchdringen geschlossener Gesellschaften, ob sie nun traditionell oder totalitär geprägt sind. Die christlichen Medien üben einen großen Einfluß beim Ausstreuen des Samens des Evangeliums aus, ebenso wie auch schon bei der Vorbereitung des Bodens. Die größeren missionarischen Evangeliumssender wollen bis zum Jahr 2000 das Zeugnis des Evangeliums in jeder wichtigen Sprache über das Radio verbreiten.

Wir bekennen, daß wir uns zu wenig darum bemüht haben, die Modernisierung zu verstehen. Wir haben ihre Methoden und Techniken zu unkritisch benutzt und uns auf diese Weise der Verweltlichung ausgesetzt. Aber wir sind entschlossen, in Zukunft diese Herausforderungen und Gelegenheiten ernstzunehmen, dem säkularen Druck der Modernität zu widerstehen, die Herrschaft Jesu Christi in Bezug zur ganzen modernen Kultur zu setzen und uns dadurch in der Mission in der modernen Welt zu engagieren, ohne daß Verweltlichung die moderne Mission bestimmt. (Apg. 13,14-41; 14,14-17; 17,22-31; Röm. 12,1.2)

11. Die Herausforderung des Jahres 2000 und darüber hinaus
Die Weltbevölkerung nähert sich heute der Sechs-Milliarden-Grenze. Ein Drittel davon bezeichnet sich als Christen. Von den verbleibenden vier Milliarden hat die Hälfte von Christus gehört, die andere Hälfte nicht. Im Lichte dieser Zahlen haben wir unseren evangelistischen Auftrag untersucht und sind auf vier Kategorien von Menschen gestoßen:

Erstens sind da die überzeugten Christen. Sie bilden das Potential der Mitarbeiter für die Mission. In diesem Jahrhundert ist diese Kategorie gläubiger Christen von etwa 40 Millionen im Jahr 1900 auf heute etwa 500 Millionen angewachsen. Zur Zeit wächst sie mehr als doppelt so schnell als jede andere wichtige religiöse Gruppierung.

Zweitens gibt es die Namenschristen. Sie bekennen sich zum Christentum (sie sind getauft, besuchen gelegentlich einen Gottesdienst und nennen sich auch Christen), aber der Gedanke einer persönlichen Hingabe an Christus ist ihnen fremd. Man findet sie in allen Kirchen der ganzen Welt. Sie brauchen dringend eine Neu-Evangelisierung.

Drittens gibt es die Nicht-Evangelisierten. Dies sind Menschen, die über eine geringe Kenntnis des Evangeliums verfügen, aber noch keine wirkliche Gelegenheit hatten, darauf zu reagieren. Sie leben wahrscheinlich in Reichweite von Christen, wenn diese nur in die nächste Straße, ins nächste Dorf oder in die nächste Stadt gehen würden, um sie aufzusuchen.

Viertens gibt es die Unerreichten. Das sind die zwei Milliarden Menschen, die noch nie etwas von Jesus, dem Retter, gehört haben und die sich auáer Reichweite von Christen ihrer eigenen Volks- gruppe befinden. Es gibt etwa 2000 Völker oder Nationalitäten, in denen es noch keine lebendige einheimische Gemeinde gibt. Wir empfinden es als hilfreich, von ihnen als Menschen zu sprechen, die einer kleineren „Volksgruppe“ angehören, die sich irgendwie miteinander verbunden fühlen (z.B. durch gemeinsame Kultur, Sprache, Heimat oder Beruf). Am wirksamsten werden sie durch Missionare erreicht, die ihrem eigenen Kulturkreis angehören und ihre Sprache sprechen. Wenn das nicht möglich ist, müssen interkulturelle Botschafter des Evangeliums zu ihnen gehen, die die eigene Kultur hinter sich lassen und sich opferbereit mit dem Volk identifizieren, das sie für Christus erreichen wollen.

Zur Zeit gibt es etwa 12.000 solcher unerreichter Volksgruppen innerhalb der 2.000 gröáeren Völker, so daß die Aufgabe nicht unlösbar ist. Dennoch sind gegenwärtig nur sieben Prozent aller Missionare in dieser Art der Missionsarbeit engagiert, während die verbleibenden 93 Prozent in der bereits evangelisierten Hälfte der Welt arbeiten. Wenn dieses Ungleichgewicht ausgeglichen werden soll, wird eine strategische Umplazierung der Mitarbeiter erforderlich sein.

Unzugänglichkeit ist ein erschwerender Faktor im Blick auf jede der genannten Kategorien. Viele Länder erteilen den „Nur-Missionaren“, die keine andere Qualifikation haben bzw. keine andere Arbeit leisten können, keine Visa. Dennoch sind solche Gebiete nicht völlig unzugänglich. Unsere Gebete können jeden Vorhang, jede Tür und jede Grenze durchdringen. Auch christliche Radio- und Fernsehsendungen Ton- und Videokassetten, Filme und Literatur können die ansonsten Unerreichbaren erreichen. Das gilt auch für die sogenannten „Zeltmacher“, die wie Paulus ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Sie reisen in der Ausübung ihres Berufes (z.B. als Geschäftsleute, Universitäts- professoren, technische Spezialisten und Sprachlehrer) und benutzen jede Gelegenheit, von Christus zu reden. Sie betreten das Land nicht aufgrund falscher Angaben, denn ihre Arbeit führt sie wirklich dorthin. Für sie ist nur der Zeugendienst ein entscheidender Bestandteil ihres christlichen Lebensstils, wo auch immer sie sich gerade aufhalten.

Wir tun Buße darüber, daß fast zwei Jahrtausende seit Tod und Auferstehung Jesu vergangen sind und immer noch zwei Drittel der Weltbevölkerung ihn nicht als Herrn anerkannt haben. Andererseits staunen wir über sich mehrende Beweise der Kraft Gottes an Orten unserer Erde, wo wir dies am wenigsten vermuten würden.

Das Jahr 2000 ist für viele von uns zu einem herausfordernden Datum geworden. Können wir uns dazu verpflichten, die Welt in den letzten zehn Jahren dieses Jahrtausends zu evangelisieren? Es ist kein magisches Datum, aber sollten wir nicht unser Bestes tun, um dieses Ziel zu erreichen? Christus beauftragt uns, das Evangelium allen Völkern zu bringen. Die Aufgabe ist dringlich. Wir sind entschlossen, ihm freudig und hoffnungsvoll zu gehorchen. (Apg. 18,1-4; 20,34; Lk. 24,45-47)

12. Schwierige Situationen
Jesus hat seine Nachfolger klar darauf vorbereitet, daß sie Widerstand zu erwarten haben. „Wenn sie mich verfolgen“, sagte er, „werden sie euch auch verfolgen“. Er sagte ihnen sogar, daß sie sich über Verfolgung freuen sollten und erinnerte sie daran, daß die Voraussetzungen zum Fruchttragen der Tod ist.

Diese Voraussagen, daß das Leiden für Christen ebenso unvermeidlich wie fruchtbar ist, haben sich in jedem Zeitalter einschließlich des unsrigen bewahrheitet. Es hat schon zahllose Märtyrer gegeben. Die heutige Situation ist nicht viel anders. Wir hoffen inständig, daß Glasnost und Perestroika in der Sowjetunion und anderen Ostblocknationen zu völliger Religionsfreiheit führen und daß islamische und hinduistische Länder sich mehr für das Evangelium öffnen. Wir beklagen die brutale Unterdrückung der demokratischen Bewegung in China und beten darum, daß daraus kein weiteres Leiden für die Christen erwächst. Aufs ganze gesehen jedoch scheint es, daß die alten Religionen weniger tolerant werden, ausländische Missionare weniger willkommen sind und die Welt dem Evangelium gegenüber weniger offen sein wird.

In dieser Situation machen wir den Regierungen gegenüber, die ihre Einstellung zu Christen neu überdenken, drei Aussagen:

I. Christen sind loyale Bürger, die das Wohl ihrer Nation suchen. Sie beten für ihre Verantwortungsträger und sie bezahlen ihre Steuern. Selbstverständlich können die, die Jesus als Herrn bekannt haben, nicht gleichzeitig andere Autoritäten Herr nennen. Wenn sie dazu aufgefordert werden oder etwas tun sollen, was Gott verbietet, müssen sie den Gehorsam verweigern. Aber sie sind gewissenhafte Bürger. Sie tragen auch zum Wohl ihres Landes bei durch die Stabilität ihrer Ehen und Familien, durch ihre Ehrlichkeit im Geschäftsleben, durch die Qualität ihrer Arbeit und durch ehrenamtlichen Einsatz im Dienste Behinderter und Bedürftiger. Gerechte Regierungen haben von Christen nichts zu befürchten.

II. Christen verwerfen unwürdige Methoden der Evangelisation. Das Wesen unseres Glaubens verpflichtet uns dazu, das Evangelium mit anderen zu teilen. Wir stellen es aber offen und ehrlich vor und ermöglichen damit dem Hörer, sich selbst frei zu entscheiden. Wir möchten gegenüber den Angehörigen anderer Religionen sensibel sein und verwerfen jedes Vorgehen, das sie zur Bekehrung zu zwingen versucht.

III. Christen verlangen ernsthaft Religionsfreiheit für alle Menschen, nicht nur Freiheit für den christlichen Glauben. In überwiegend christlich geprägten Ländern gehören Christen zu den ersten, die Freiheit für religiöse Minderheiten fordern. In überwiegend nichtchristlichen Ländern fordern die Christen daher für sich selbst nicht mehr als für andere unter ähnlichen Umständen. Die Freiheit, „Religion zu bekennen, zu praktizieren und zu verbreiten“, wie es in der Universalen Erklärung der Menschenrechte heiát, sollte und muß ein Recht sein, das man sich gegenseitig einräumt.

Wir bedauern sehr jedes unwürdige Zeugnis, dessen sich Nachfolger Jesu möglicherweise schuldig gemacht haben. Wir sind entschlossen, keinen unnötigen Anstoß in irgendeiner Hinsicht zu geben, damit der Name Christi nicht entehrt wird. Das ärgernis des Kreuzes jedoch können wir nicht vemeiden. Um des gekreuzigten Christus willen beten wir darum, daß wir durch seine Gnade bereit werden, für ihn zu leiden und zu sterben. Das Martyrium ist eine Form des Zeugnisses, die Christus in besonderer Weise zu ehren versprochen hat. (Joh. 15,20; Mt. 5,12; Joh. 12,24; Jer. 29,7; 1. Tim. 2,1.2; Röm. 13,6.7; Apg. 4,19; 5,29; 2. Kor. 4,1.2; 2. Kor. 6,3; 1. Kor. 1,18.23; 2,2; Phil. 1,29; Offb. 2,13; 6,9-11; 20,4)

III. Verkündigt Christus, bis er wiederkommt
„Verkündigt Christus, bis er wiederkommt“ – so lautete das Thema von Lausanne II. Wir glauben, daß Christus schon einmal gekommen ist. Er kam, als Augustus Kaiser von Rom war. Aber wir wissen aus seinen Verheißungen, daß er eines Tages in unvorstellbarer Herrlichkeit wiederkommen wird, um sein Reich zu vollenden. Wir sind aufgerufen, zu wachen und bereit zu sein. Die Spanne zwischen dem ersten und zweiten Kommen Jesu soll durch christliches missionarisches Handeln bestimmt sein. Wir sind beauftragt, mit dem Evangelium bis an die Enden der Erde zu gehen. Es ist uns verheißen, daß das Ende nicht kommen wird, bis wir das getan haben. Das Ende von Raum und Zeit wird einst zusammenfallen. Bis dahin hat er versprochen, bei uns zu sein.

Somit ist die christliche Mission eine dringliche Aufgabe. Wir wissen nicht, wieviel Zeit uns hierfür zur Verfügung steht. Ganz sicher dürfen wir keine Zeit vergeuden. Damit wir unserer Verantwortung mit neuer Dringlichkeit gerecht werden, werden noch weitere Qualitäten nötig sein, besonders Einheit (wir müssen gemeinsam evangelisieren) und Opferbereitschaft (wir müssen die Kosten überschlagen und den Preis zahlen).In Lausanne haben wir uns verpflichtet, „für die Evangelisation der ganzen Welt gemeinsam zu beten, zu planen und zu arbeiten“. Unser Manifest von Manila betont, daß die ganze Kirche dazu aufgerufen ist, der ganzen Welt das ganze Evangelium zu bringen, indem wir Christus verkündigen, bis er kommt, und zwar mit aller gebotenen Dringlichkeit, Gemeinsamkeit und Opferbereit- schaut. (Lk. 2,1-7; Mk. 13,26.27; Mk. 13,32-37; Apg. 1,8; Mt. 24,14; Mt. 28,20)

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